Mikroplastik wurde mittlerweile vom arktischen Eis bis in die Tiefsee, von der Donau bis zum Mount Everest, von Muscheln über Fische bis hin zu menschlichem Darm, Plazenta und zuletzt auch im Blut nachgewiesen.
Studien hierzu werden jedoch mit einer Vielzahl von Analysemethoden und -geräten durchgeführt, weshalb die erhobenen Daten nahezu nicht vergleichbar sind. Eine fehlende Standardisierung und Möglichkeit für Langzeitmessungen führen außerdem dazu, dass nur wenig faktenbasiertes Wissen über das Ausmaß und Verhalten von Mikroplastik in unserer Umwelt besteht.
Das 2020 gegründete Non-Profit-Unternehmen Wasser 3.0 setzt genau hier an. Die Detektion und Entfernung von Mikroplastik und Mikroschadstoffen aus Wasser ist seit 2020 einer der Schwerpunkte der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der gemeinnützigen GmbH. Seit April dieses Jahres wird das Unternehmen von der Veolia Stiftung unterstützt. Dank der dreijährigen Förderung kann das Team von Wasser 3.0 seine Detektionsmethode für Mikroplastik weiter voranbringen und generiert damit einen Mehrwert für Wissenschaft, Politik, Industrie, Gesellschaft und Umwelt.
Ein Gespräch mit Dr. Katrin Schuhen, Gründerin und Geschäftsführerin der Wasser 3.0 gGmbh, und Silke Haubensak, im Unternehmen verantwortlich für Kommunikation und Organisation.
Veolia Stiftung: Frau Schuhen, was war Ihre Motivation, Wasser 3.0 zu gründen?
Katrin Schuhen: Ich wollte mit meiner Forschung etwas entwickeln, das der Menschheit taugt. Wasser brauchen wir alle, jeden Tag, auf der ganzen Welt. Aber leider ist unser Wasser immer verschmutzter, also brauchen wir einfache und kostengünstige Lösungen, die überall eingesetzt werden können. Als Chemikerin kann ich hier einen konkreten Beitrag leisten, und genau das ist unser Anspruch mit Wasser 3.0.
Kurz zusammengefasst – was genau macht Wasser 3.0?
Silke Haubensak: Wir bieten ökonomisch und ökologisch sinnvolle Lösungen für Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe. Wir arbeiten interdisziplinär und bieten neben Technologie und Services zur Detektion und Entfernung von Mikroplastik auch vielfältige Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, sind in der Forschung tätig und haben seit neuestem auch ein kostenfreies digitales Bildungsangebot.
Mit seiner Methode zur Detektion und Entfernung von Mikroplastik ist Wasser 3.0 bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Können Sie die Methode genauer beschreiben?
Katrin Schuhen: Stellen Sie sich vor, Mikroplastik ist im Wasser fein verteilt, mit bloßem Auge kann man das gar nicht erkennen. Wie kann man das also am einfachsten entfernen? Klar, indem man es sichtbar macht. Wir haben eine Art Kleber entwickelt, ein sogenanntes Hybrid-Kieselgel, das dafür sorgt, dass Mikroplastikpartikel zusammenklumpen und anschließend aufpoppen, wie Popcorn, und an die Wasseroberfläche steigen. Das heißt, man sieht es und kann es dann auch ganz einfach entfernen.
Welche Vorteile bietet Ihr Verfahren im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden?
Katrin Schuhen: Bisher bestehende Detektionsverfahren sind komplex, zeitaufwändig und teuer und kommen daher nur begrenzt zum Einsatz. Entweder weil es an finanziellen oder personellen Ressourcen mangelt oder weil das Verfahren einfach so lange dauert, dass das zu reinigende Wasser schon längst woanders ist, bis die Ergebnisse da sind. Das mag im Labor funktionieren, ist aber für den Alltag, beispielsweise in einer Kläranlage, absolut untauglich. Wir haben daher eine Methode entwickelt, die schnell, kostengünstig und effizient ist. Unser Verfahren ist sehr einfach einsetzbar und präsentiert erstmals eine ganzheitliche Lösung.
Als gemeinnützige GmbH gehen Sie mit Ihrem Unternehmen einen Weg, der für viele ungewöhnlich scheinen mag. Warum haben Sie sich für diese Rechtsform entschieden?
Silke Haubensak: Mit der lebensnotwendigen Ressource Wasser im Fokus unserer Arbeit war für uns klar, dass wir unsere Tätigkeit auf das Gemeinwohl ausrichten und nicht profitorientiert arbeiten wollen. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist ein Menschenrecht. Deshalb ist einer unserer Grundsätze das Open-Access-Prinzip: Wir teilen unser Wissen, setzen auf starke Netzwerke und Kooperationen. Wir tragen mit unserer Arbeit eine Verantwortung. Den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zu gewährleisten ist eine globale Aufgabe. Um dieser nachhaltig und wirkungsvoll zu begegnen, sollten wir mit- und nicht gegeneinander arbeiten.