In einer Interviewreihe möchten wir die engagierten Initiatoren unserer Förderprojekte vorstellen und das Förderkonzept der Veolia Stiftung verdeutlichen. Unsere ersten Gesprächspartnerinnen sind Constanze Klotz & Charlotte Erhorn von Bridge & Tunnel.
Liebe Frau Klotz, liebe Frau Erhorn, wir freuen uns, dass die Passage gGmbH mit Bridge & Tunnel zu den ersten Förderprojekten der Veolia Stiftung nach dem neuen Förderkonzept gehört. Könnten Sie uns zunächst erklären, welche Bedeutung sich hinter dem Namen Bridge & Tunnel verbirgt?
Bridge&Tunnel steht für Design, das Gesellschaft verändert. Seit 2016 fertigt unser Label nachhaltig und fair: Inmitten Hamburgs mit gesellschaftlich benachteiligten Menschen, die es bislang schwer hatten, einen Job zu finden, die aber - jenseits von Zeugnissen und Diploma ein enormes handwerkliche Geschick mitbringen. Sowie mit post- und pre-consumer waste - wertvolle Denim Materialressourcen, die bei Bridge&Tunnel stilvoll in Szene gesetzt werden. So verhelfen wir wertvollen Materialressourcen zu einem neuen Leben in style und hoffnungsvollen Talenten aus aller Welt zu einem erfüllenden Job mit Anerkennung.
Der Name unseres Labels Bridge&Tunnel bezieht sich also nicht nur auf die Insellage unseres Produktionsortes Wilhelmsburg, den man nur über Brücken oder den Elbtunnel erreicht. Wir möchten Brücken in den ersten Arbeitsmarkt bauen. Dazu setzen wir auf die Expertise und Motivation der Frauen und Männer, die bei uns arbeiten. Denn es sind ihre Geschichten, die unsere Produkte – alles Unikate – so einzigartig machen.
Was genau ist das Vorhaben, für das Sie Fördermittel gesucht haben und in wie weit entspricht es den Förderschwerpunkten der Veolia Stiftung?
Bridge&Tunnel möchte seine Kooperation mit Unternehmenskunden (B2B) ausdehnen. Neben dem Vertrieb unserer eigenen Denim-Produkte, die ausschließlich aus post- und pre-consumer waste entstehen, bieten wir seit 2018 Unternehmenskunden die Möglichkeit, ihre Resttextilien ebenfalls in hochwertige, hochindividuelle Designprodukte zu überführen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die Optimierung der Annahme und Weiterverarbeitung von Resttextilien, die an uns herangetragen werden.
Aus diesem Grund haben wir das Projekt MATERIAL LOOP entwickelt - ein Lagersystem, das Daten- und Materialbank zugleich ist. Organisiert in Kisten, die wie einzelne Fragmente einer Datenbank aufgebaut und mit einem QR-Code versehen ist, können wir damit nicht nur die vielen Resttextilien, die wir erhalten, lagern, sondern diese zugleich digital in Bezug auf ihre Materialzusammensetzung erfassen. Natürlich soll auch unser Produktionsteam für dieses intelligente Storage Systems fit gemacht werden. Handwerk 2.0 sozusagen!
Wie auch Veolia setzt sich Bridge&Tunnel damit für ökologische Nachhaltigkeit und für den Impact unserer Produktionsweise ein. Dazu gehören das Wiedergewinnung von Ressourcen, die Entwicklung von Eco-Design durch Re-/Upcycling, eine Sensibilisierung zum Thema Müllvermeidung sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen für gesellschaftlich benachteiligte Menschen.
Warum ist das Produkt Denim so schwierig in kreislaufwirtschaftliche Prozesse zu integrieren?
Wir nutzen für unsere Upcycling-Produkte abgelegte Jeans, die zum Tragen nicht mehr taugen. Diese sind schon an ganz unterschiedlichen Orten der Welt beauftragt, hergestellt und bearbeitet worden. Gemeinsam ist diesen Jeans einzig ihre schöne blaue Farbe. Denn jede Jeans ist anders! Eine Vielzahl von Materialbeimischungen, unterschiedliche Webarten und Stoffdichten machen jede Jeans zu einem eigenen Produkt. Und so verhält sich jede Jeans unterschiedlich in Pflege und Verarbeitung und kann nur zu bestimmten Produkten weiterverarbeitet werden.
Daher entfällt ein großer Arbeitsaufwand auf die korrekte Bestimmung, Sortierung, Auswahl und Aufbereitung der Jeans schon BEVOR sie (ggf. zusammen mit anderen Jeans) zu einem neuen Produkt im Sinne eines kreislaufwirtschaftlichen Prozesses werden kann.
Welche langfristigen Pläne haben Sie für Bridge & Tunnel? Wie können die Veolia Stiftung und Ihre Veolia-Patin sie auf diesem Weg unterstützen?
Fifty shades of blue! Aktuell sind wir noch überwältigt von den zahllosen Möglichkeiten, die Denim als Material bietet. Wir können einfach nicht von Jeans lassen. Und haben viele weitere Design Produkte mit diesem Material in der Pipeline.
Parallel zu unserem eigenen Label möchten wir aber gleichermaßen das Standbein Eco Design stärken. Der Aufbau einer lokalen Textilproduktion unter Upcycling-Gesichtspunkten korrespondiert so stark mit vielen Förderschwerpunkten der Veolia-Stiftung, dass wir glauben, ein ideales Match zu bilden. Deshalb freuen wir uns so wahnsinnig über die Förderzusage und unsere tolle Patin! Dieser Rückenwind bedeutet für uns einen echten Quantensprung in der Professionalisierung unserer Mission.