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Klimaschutz und Biomasseerzeugung durch Agroforstsysteme

Die VRD Stiftung für erneuerbare Energie errichtet in Kooperation mit Landwirten Pilotflächen für landwirtschaftliche Agroforstsysteme.

Projektträger

Die VRD Stiftung für Erneuerbare Energien setzt sich für die Förderung und Verbreitung erneuerbarer Energie, für Energieeffizienz sowie Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz ein.  Ihr Ziel ist ein nachhaltiges Versorgungskonzept für unsere Gesellschaft und eine saubere Umwelt, um die Lebensgrundlagen der Menschen zu verbessern.


Förderprojekt

Unter anderem plant die VRD Stiftung verschiedene Maßnahmen, um Agroforstsysteme in die deutsche Landwirtschaft zu integrieren. In Kooperation mit Landwirten errichtet sie Pilotflächen für landwirtschaftliche Agroforstsysteme. Die Referenzflächen sollen diese nachhaltige Form der Landwirtschaft stärken und verbreiten. Die innovative Anbaumethode bindet viel CO2, fördert produktionsintegriert Biodiversität auf den Ackerflächen, vermeidet Bodenerosion und verbessert den Wasserhaushalt.

Im besten Falle könnten nach aktuellen Schätzungen pro Jahr bis zu fast der Hälfte der gesamten Emissionen der landwirtschaftlichen Erzeugung in Agroforstsystemen gebunden werden, wenn diese auf knapp 10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland eingerichtet würden und die unterirdische Biomassebildung mit einberechnet wird.


 

Worin genau die Herausforderungen und Chancen von Agroforstsystemen bestehen, soll an einem
Beispiel verdeutlicht werden:

Planung und Anlage eines vielfältigen Wertholz-Agroforstsystems in Oberbayern

Im November 2020 wurde auf dem Betrieb Linner, nach rund einem Jahr Vorplanung, ein vielfältiges Wertholz-Agroforstsystem (AFS) gepflanzt. Der Hof liegt im oberbayerischen Alpenvorland und ist ein ökologisch bewirtschafteter Milchviehbetrieb mit eigenem Futterbau. Beratung, Planung und Umsetzungsbegleitung durch den Agroforst-Berater Burkhard Kayser und seinen Mitarbeiter Jan-Fritz Nierste wurden aus Mitteln der Veolia Stiftung, Berlin, und der VRD Stiftung, Heidelberg, finanziert.

Auf rund 10 ha Acker- und Weideland wurden sieben Baumreihen mit einer Gesamtlänge von mehr als 1,5 km in annähernder Nord-Süd-Ausrichtung angelegt (ca. 7% der landwirtschaftlichen Fläche), vgl. Luftbild. Dazu wurden über 350 Bäume aus 16 Arten gepflanzt. Es handelt sich um eine zusammenhängende Fläche in einer intensiv landwirtschaftlich genutzten Tal-Ebene. Der Standort ist windexponiert und trockenheitsanfällig. Vorrangiges Ziel der Anlage des Agroforstsystems sind daher Wind- und Verdunstungsschutz sowie Biodiversitätsförderung. Beides soll zur Stabilisierung der Erträge beitragen.

Durch die Auswahl einer großen Vielfalt von Edel-Laubhölzern zur Einzelstammnutzung, z. B. im Möbelbau, wird mit einer langfristigen Wertschöpfung gerechnet. Die Umtriebszeit beträgt entsprechend mehr als 60 Jahre und es wurden bevorzugt gradschaftige Selektionen gewählt. Bei den Werthölzern handelt es sich überwiegend um Nuss- und Obstgehölze. Die Möglichkeit der Mehrfachnutzung von Frucht und Holz erhöht die Flexibilität durch die künftige, ökonomische Diversifizierung der Produktpalette des Betriebes.

Mit der Pflanzung von Bäumen im mittleren Umtrieb (15-20 Jahre), die dynamisch die anfängliche Lücke zwischen den Zielarten ausfüllen, kann der Betrieb mittelfristig seinen Bedarf an Bau- und Pfahlholz decken. Außerdem verstärken diese Bäume solange die Windschutzfunktion, bis die Zielarten an Größe zugelegt haben. Zusätzliche wird die Anlage eine reiche Bienentracht bieten, die durch den Einsatz von Robinien und die Anlage von Blühstreifen entlang der Baumreihen noch gesteigert wird. Gewählt wurden zumeist heimische und wärmeliebende bzw. trockenheitstolerante Arten. Die Nutzung unterschiedlichster Arten dient auch der Risikostreuung angesichts klimatischer und standörtlicher Unsicherheiten. Noch ist nicht wirklich klar, welche Baumarten die klimatischen Veränderungen der nächsten Jahrzehnte bewältigen können. 

Um die Biotop- und Windschutzfunktion zu erhöhen, wurde an der Westseite der Fläche eine dem Naturschutz dienliche Hecke sowie mittig im Schlag ein sechs Meter breiter Baumstreifen angelegt, der mit heimischen Straucharten unterpflanzt ist. Als Werthölzer kamen hier Spitzahorn, Flatterulme und Esche zum Einsatz. Letztere sind durch das bekannte Triebsterben ökonomisch risikobehaftet und wurden vorwiegend aus ökologischen Gründen gepflanzt. Sollten sie nicht anwachsen, kann diese Baumreihe auch als geschütztes Landschaftselement und ökologische Vorrangfläche angerechnet werden. 

Die übrigen Baumstreifen sind zwei Meter breit und mit verschiedenen Nuss- und Obstbäumen bepflanzt. Ihre Länge beträgt rund 100-300 Meter. Die dazwischen liegenden Acker- bzw. Grünlandstreifen sind mit 60 Meter Schlagbreite auf den betrieblichen Maschineneinsatz abgestimmt. Eine der Baumreihen liegt auf Weideland. Hier wurden mit Maulbeere, Weide und Winterlinde gezielt weitere Arten verwendet, deren Rückschnitt auch als Ergänzung zum Rinderfutter genutzt werden kann. Der Abstand zwischen den Werthölzern beträgt 16-20 Meter. Dazwischen stehen Bäume für den kurzen Umtrieb. Die Pflanzung der Werthölzer erfolgte im Dreier-Verband mit Wühlmaus- und Verbissschutz je nach Art und Pflanzgröße. Nach einigen Jahren wird der bestgewachsene Baum ausgewählt und die übrigen entfernt. 

Vorbereitend zur Pflanzung wurde über den Sommer eine regionale Wildblumen-Saatmischung ausgebracht. Besonders wichtig für das Wertholz-Agroforstsystem sind Ansitzstangen für Greifvögel. Insgesamt wurden mehr als 30 solcher Stangen aufgestellt. Damit soll die Nagerpopulation auf natürliche Weise reguliert werden. Zudem nutzen die Vögel ohne solche Ansitze oft den Zentraltrieb der Bäume als höchsten Punkt, der dann schnell abknicken kann und den Baum als künftiges Wertholz unbrauchbar macht. Für Ende 2021 plant Familie Linner bereits das nächste Agroforstsystem anzulegen, diesmal auf einer 12 Hektar großen Hangweide, um den Tieren Schatten und Futterergänzung zu bieten.

Arten zur Wertholzgewinnung: Baumhasel (Corylus colurna), Spitzahorn (Acer platanoides),Wildkirsche (Prunus avium), Elsbeere (Sorbus torminalis), Speierling (Sorbus domestica), Edelkastanie (Castanea sativa), Hybridnuss (Juglans intermedia), Esche (Fraxinus excelsior), Flatterulme (Ulmus laevis), Winterlinde (Tilia cordata), Wildbirne (Pyrus pyraster). Als Experiment Pecanuss (Carya illinoiensis) und Maulbeere (Morus alba). Pfahlholz / Bauholz: Schiffsmastrobinie (Robinia pseudoacacia var. rectissima), Sandbirke (Betula pendula), Weide (Salix spp.).